Maria im Walde


Grenzstein Nähe "Maria im Walde"

 

Die Kapelle Maria im Walde wurde 1919 erbaut und 1968 und 1987 renoviert. Alljährlich findet dort unter Beteiligung der Nachbarn Freinberg und Bayerisch - Haibach eine Maiandacht statt. Besucher aus Österreich und Deutschland besuchen die genau auf der Grenze stehende Kapelle sehr gerne.

 

Die Sage vom "Severinsweg"


Die alten Grenzsteine erzählen Passaus Geschichte


PNP-Grenzgänger Teil 12: Auf dem Weg von der Voglau(Schardenberg) nach Achleiten

( Freinberg) spiegeln 42 Steine die Historie mit Jahreszahlen und Wappen wider

Von Stefan Rammer

Den meisten Innstädtern wird der ein oder andere bekannt sein: Die Rede ist von 42 historischen Grenzsteinen, die sich von der Voglau bis nach Achleiten durch den Passauer Winkel ziehen. Der Passauer Winkel ist der Landstreifen, der von der Donau, vom Inn und einer 8173 Meter langen trockenen Grenze umschlossen wird.
Im Rahmen unserer Wanderung wollen wir uns diesem faszinierenden Grenz-Aspekt gesondert widmen. Angeregt wurden wir von einer Fotodokumentation, die Hans Brichta in den 80er Jahren erstellt hat. Damals war er zufällig einem Grenzpolizisten begegnet, der ihn auf die markanten, geschichtsträchtigen Steine hinwies. „Ich war oft immer einige Stunden am Tag unterwegs. Es war spannend, sich auf die Suche nach allen Grenzsteinen zu machen.“ Brichta ist heute noch begeistert und weiß bestens Bescheid. „Damals war das Abschreiten nicht so einfach“, sagt er. „Da war schnell ein illegaler Grenzübertritt gemacht, dank des freundlichen Grenzers ging es aber ohne Probleme.“ Und heute geht es natürlich erst recht ohne Probleme. Aber nicht ohne Mühe. Die Landesgrenze windet sich über Hügel und Wälder, Wiesen und Felder. Angeblich soll der sonderbare Grenzverlauf schon um 1290 fixiert worden sein. Festgelegt wurde er aber erst um 1500. Auf der einen Seite lag das Fürstbistum Passau, auf der anderen das Herzogtum Baiern. 1661 fand eine erste Grenzvermarkung statt, 30 Jahre später eine bedeutende unter Fürstbischof Johann Philipp von Lamberg. Als 1779 das Innviertel von Baiern zu Österreich kam, erhielt das Fürstbistum Passau einen anderen südlichen Nachbarn. Nach 1803 fiel mit der Auflösung des Fürstbistums ein Teil davon an Bayern, einer an den Großherzog Ferdinand von Toskana.


Napoleonisches Zwischenspiel


Ein kurzes napoleonisches Zwischenspiel gab es auch. Nach dem für Österreich ungünstig verlaufenden Krieg von 1809 mussten die Nachbarn das Innviertel an Kaiser Napoleon abtreten, der es ein Jahr später an Bayern übergab. Nach der Niederringung Napoleons kam es am 1. Mai 1816 - diesmal endgültig - an Österreich zurück. 1851 schlossen Bayern und Österreich einen Staatsvertrag, dass die Grenze so zu belassen sei, wie man sie bei einer Begehung 1818 vorgefunden hatte.
Die 42 historischen Grenzsteine spiegeln die Geschichte mit Jahreszahlen und wechselnden Wappen deutlich wider. Der älteste der Steine findet sich mitten im Wald kurz vor Haibach. Er trägt die Jahreszahl 1608. Gut erhalten ist auf bayerischer Seite das Wolfswappen und auf österreichischer Seite der österreichische Doppeladler mit Monogramm „F II“ und den Jahreszahlen 1608 und 1792. F II steht für Kaiser Franz II., der 1792 als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation regierte.
Eine Wanderung empfiehlt sich ab Grenzstein 42, er steht in Voglau, wo die so genannte „nasse Staatsgrenze“ zur „trockenen“ wird. In dieser Richtung lässt sich besser gehen, weil die etwa 300 Nebensteine absinkend nummeriert sind, d.h. auf den Hauptstein zulaufen und diesen leichter finden lassen. Der Passauer Vermessungsbeamte Wilhelm Deuerling hat Anfang der 60er Jahre viele der Nebensteine neu gesetzt und teilweise einbetoniert. „Es war eine Heidenarbeit“, erinnert sich Deuerling, „298 Steine haben wir gesetzt.“ Deuerling korrigiert auch die Länge der Landesgrenze geringfügig auf 8,3 Kilometer nach oben: „Beim Haibach gab es einen Flächenaustausch.“


Die Suche nach den Steinen macht Spaß


Zurück zum 42er. Er ragt nur mehr 30 Zentimeter aus dem Boden, weder Jahreszahl noch Wappen sind sichtbar. Die Suche nach den Steinen macht Spaß. Einkerbungen auf der Steinspitze zeigen die Richtung an. Sie ist auch ohne Kompass gut zu halten. Vom Wald bei Gschwendthannet (40) geht es zum Wiesental (39). Irgendwie sieht jeder Stein anders aus, jeder aber sehr antik, und trotzdem immer noch robust. 38 steht auf einer Wiese, 37 ebenfalls, allerdings beträchtlich im Erdreich versunken. Die Nummer 36 steht haarscharf neben einer Garage direkt unterhalb der ehemaligen Zollwachkaserne Ingling. Entlang von Wiesenmulden geht es weiter. Im Erlenbachtal geht die Grenzlinie durch ein Gehöft.
An Hauptstein 33 ging 1938 der Schlagbaum hoch. Die Österreicher wurden von Hitler „heim ins Reich“ geholt. Die Mariahilfer Grenze war damals die wichtigste. 1938 wurden die Zollamtsgebäude an Privatpersonen verkauft. Nur mehr die alten Steine erinnerten an die Grenze. Ab 1945 zeigten sie diese dann wieder verbindlich an. Stein 33 steht unter dem Waldschlössl. Durch Wald geht es bergab. Stein 31 aus dem Jahr 1691 weist einen ungewöhnlich detailreich gemeißelten Doppeladler auf. Auffallend ist auch das Monogramm „F 1“. Es muss nach 1806 herausgearbeitet worden sein, als Franz II. die Kaiserkrone niedergelegt hatte und sich Franz I. von Österreich nannte. Der Stein steht direkt an einer Scheune, die deutsch ist: Das dazugehörige Wohnhaus steht jedoch in Österreich. Beide Gebäude sind verfallen. – Hier endet das Gemeindegebiet Schardenberg.

 

Ab hier beginnt das Gemeindegebiet Freinberg:

Es geht Richtung Saming. Stein 29 mit der Jahreszahl 1803 ist dreikantig ausgeschlagen und hat drei Wappen, ein toskanisches, ein österreichisches und ein bayerisches. Hauptstein 27 unweit vom ehemaligen Grenzamt Saming ist fast ganz im Boden verschwunden. Über den Nebenweg Hammerberg bei der Linzer Straße erreicht man Nummer 26. Die Linzer Straße hieß übrigens im Dritten Reich Otto-Planetta-Straße. Planetta ermordete 1934 den österreichischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Über Haibach (25, 24) und den ehemaligen Grenzübergang (23, 22 gibt es nicht mehr, 21) geht es zur Kapelle Maria im Walde. Die Kapelle wird von Anwohnern auf beiden Grenzseiten liebevoll gepflegt. Man trifft sich direkt neben Stein 20 immer wieder zu Andachten.
Ab der Kapelle beginnt schwieriges Terrain. Die weiteren Steine verlaufen durch teilweise dichten Wald. Früher mussten sie ausge-holzt werden. „Nicht nur das“, ergänzt Wilhelm Deuerling. „Überall mussten links und rechts zwei Meter frei gehalten werden.“ Heute ist das anscheinend nicht mehr der Fall. Aber alle Steine lassen sich finden und auch jener anfangs schon erwähnte älteste Stein von 1608. Von hier bis zu Stein Nummer 1 ist es nicht mehr weit. Er steht auf dem Kräutlstein in der Donau direkt unter der Kräutlsteinbrücke. Von der Straße in Achleiten ist der 115 Zentimeter hohe Stein schwer, vom Fluss aus sehr gut einsehbar.

Wer die Strecke abwandern will, dem sei festes Schuhwerk und angemessene Bekleidung empfohlen. Die Wanderung lohnt sich, ob am Stück oder auf mehreren Etappen.

 

 

 

 

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